Der Protest gegen den Nazi-Aufmarsch am 4. August wächst: Mittlerweile sind zehn Gegenveranstaltungen angemeldet worden. Nicht nur topografisch eine Herausforderung.

(tes). Welche Massenbewegung da in Gang gesetzt worden sei, überblicke im Moment keiner, erklärte DGB-Regionssekretär Steffen Holz gemeinsam mit der Grünen-Landesvorsitzenden Anja Piel, dem SPD-Landesgeschäftsführer Michael Rüter und Abdurrazzak YaYar vom Landesvorstand der Linken. Erstmals sei es gelungen, mit Parteien, Kirchen, Betriebsräten und Gewerkschaften einen landesweiten Aufruf zu starten.

Holz rechnet als Anmelder mit mehr als 1500 Teilnehmern allein bei der „Bad Nenndorf ist bunt (BNib)“-Demo. So etwas habe Bad Nenndorf noch nicht erlebt. „Wir sind alle der Meinung, dass der Naziaufmarsch nur durch breiteren Protest zu verhindern ist,“, bestätigte DGB-Geschäftsführer Andreas Gehrke.

Für Unruhe sorgt die von einem „Bündnis gegen Rechts“ angemeldete Gegenveranstaltung, die um 9 Uhr ebenfalls auf der Bahnhofsstraße starten soll – knapp zwei Stunden vor der auf 11 Uhr verschobenen Demo von BNib. Die Folge: „Wenn die nicht pünktlich anfangen, kommen wir nach der Kundgebung nicht aus der Bornstraße ’raus“, warnte Holz. „Wir bestehen auf unserer Route“, betonte Jürgen Uebel, Vorsitzender von BNib.

In einer Presseinformation erklärt die Initiative „NS-Verherrlichung stoppen“, mit der zusätzlichen Demo wolle man BNib nicht die Route streitig machen, sondern „eigene Inhalte einbringen“. Der Aufruf „Bad Nenndorf eskalieren lassen“ sei nur politisch gemeint. Das landesweite Bündnis „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“, dessen Massenblockade-Aufruf von fast 90 Organisationen, darunter die Grüne Jugend, unterstützt wird, will die Nazis schon bei der Anreise ausbremsen und sieht es nicht als seine Aufgabe, „die Situation für die Polizei übersichtlicher zu gestalten.“

Das Problem: So wird allen Gegendemonstranten die Anfahrt erschwert. Zudem zwingt die Ankündigung von Blockaden die Polizei zum Eingreifen. Landes-Verfassungsschutz-Chef Hans-Werner Wargel warnt vor einer „neuen Stufe der Eskalation.“ Auf diese Gefahr habe man die Jugend in den eigenen Reihen aufmerksam gemacht, bestätigen SPD-Mann Rüter und die Grüne Landesvorsitzende.

Eine Absage an Gruppen, die zu Blockaden aufrufen, erteilte Piel nicht. Für den Landesverband der Grünen sei eine gewaltfreie Blockade in Ordnung, betonte sie: „Unsere Gegner sind die Nazis.“ Piel lobte das Engagement der Bad Nenndorfer und nannte es einen „Skandal“, was die Stadt seit sieben Jahren durch die Naziaufmärsche erlebe. Um den politischen Druck zu erhöhen, soll künftig der Landtag eingebunden werden.

sn-online.de vom 26.07.2012