Die Bürger Bad Nenndorfs haben sich erneut bunt, laut und phantasievoll den Rechtsextremisten entgegengestemmt, die am Sonnabend in die Kurstadt reisten. Die Demonstration des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) brachte laut Polizei 700 Menschen auf die Beine.

(ab). An der Bahnhofstraße feierten zudem Hunderte mit Privatpartys den Nazis entgegen. „Wir können mit dem Tag rundum zufrieden sein“, bilanzierte am Sonntagmorgen Sigrid Bade, die im Vorstand des VfL Bad Nenndorf sitzt. „Wenn es nottut, gehen wir im nächsten Jahr selbstverständlich wieder auf die Straße.“

In Sichtweite des jüdischen Mahnmals hielten „Bad Nenndorf ist bunt“ und DGB am Mittag ihre Hauptkundgebung ab. Dass Neonazis auch in diesem Jahr wieder die Einrichtung eines „Foltermuseums“ im Wincklerbad forderten, nannte Jürgen Trittin, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Bundestag, den „Versuch einer grandiosen Geschichtsfälschung“.

Aus Tätern dürften keine Opfer werden. Im Übrigen forderte er, die NPD zu verbieten und den Verfassungsschutz völlig neu zu strukturieren. „Es reicht nicht, ein paar Führungsfiguren auszutauschen.“ Trittin spielte dabei auf die Mordserie an, die dem NSU angelastet wird. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses, sagte: „Wir müssen jeden Tag Flagge zeigen für die Demokratie.“

Am Morgen hatte das Bündnis bereits eine Auftakt-Kundgebung an der Bornstraße abgehalten. Der Auftakt litt ein wenig darunter, dass dieser auf Geheiß der Polizei auf einen späteren Zeitpunkt und an einem anderen Platz verlegt werden musste als vorgesehen. Hintergrund: Die Polizei wollte die Demonstranten von „Bündnis“/DGB von den „Blockierern“ aus dem linken Lager trennen, die angekündigt hatten, erstmals massiv in Bad Nenndorf aufzutreten. Die „Blockierer“ verspäteten sich jedoch erheblich, was die organisatorischen Probleme an der Bornstraße auslöste.

Als die Neonazis ebenfalls mit großer Verspätung (siehe Bericht) gegen 16.30 Uhr vom Bahnhof zum Wincklerbad zogen, wurden sie – wie in jedem Jahr – von den Bürgern mit Lärm, Protest und Spott übergossen, beginnend an der Berlin-Schule und der jüdischen Gemeinde.

Am Parkhotel feierte eine 85 Bürger starke Gruppe des VfL Bad Nenndorf eine Privatparty. In einem Imbiss nahe dem Wincklerbad hatten sich Schaumburger Grüne einquartiert, die fast ebenso viele laute und bunte Demonstranten stellten. „Die Nazis haben am Samstag eine schwere Niederlage erlitten“, resümierte am Sonntagmorgen Steffen Holz vom Deutschen Gewerkschaftsbund. „Die sind mit hängenden Köpfen abgezogen.“

sn-online.de vom 05.08.2012