(gus) Der SPD-Ortsvorsitzende, Volker Busse, hat bei der Jahresversammlung darauf hingewiesen, dass Agnes Miegel nicht mehr Ehrenbürgerin der Stadt Bad Nenndorf ist. Die Ehrenbürgerschaft erlösche mit dem Tod. Miegel starb 1964. Dennoch sind auch die Sozialdemokraten für einen kritischen Diskurs zu der Schriftstellerin.

Busse begrüßte den Vorschlag des Vorsitzenden von „Bad Nenndorf ist bunt“, Jürgen Uebel, über den Umgang mit der NS-Vergangenheit der Dichterin. Das Denkmal im Kurpark und die Grabpflege der letzten Ruhestätte haben nach seinen Angaben bereits in den politischen Gremien zur Disposition gestanden. Die Verwaltung habe auch den Auftrag gehabt, die Umsetzung des Denkmals mit der Agnes- Miegel-Gesellschaft zu besprechen. Dennoch stehe es noch am Schlösschen.

„Das müsste dort raus“, sagte Busse mit Blick auf das Bildnis Agnes Miegels. Unter Denkmalschutz könne es nicht stehen, dafür existiere es noch nicht lange genug. Nach Worten Ralph Tegtmeiers ist das Denkmal mit Genehmigung des damalige Kurdirektors an der jetzigen Stelle platziert worden. „Wenn wir denkmalschützerische Auflagen berücksichtigen müssen, müssen wir auch prüfen, ob die Zusage des Kurdirektors noch gültig ist“, so Tegtmeier.

Dieser drängte auf eine einvernehmliche Lösung mit der Agnes- Miegel-Gesellschaft. „Wir wollen ja nicht die Gesellschaft verbieten, das liegt uns ja fern“, so Tegtmeier. Eine Dichterin, die einst Adolf Hitler verherrlicht habe, dürfe aber nicht mit einem Denkmal gewürdigt werden. Schon gar nicht vor dem Hintergrund der Nazi-Aufmärsche. Busse wies darauf hin, dass mittlerweile auch linke Demonstranten an dem Miegel-Bildnis demonstrieren. Es dürfe kein Wallfahrtsort entstehen.

„Eine kritische Diskussion ist nötig“, fügte Bernd Hothan hinzu. Die SPD solle sich dazu deutlich positionieren. Christine Cronjäger bezeichnete den Standort des Miegel-Denkmals am Schlösschen, wo zahlreiche Veranstaltungen sind, als ungünstig. „Das muss da weg“, sagte auch Cronjäger.

Zuvor hatte sich bereits der Kreisverband der Jusos für eine Debatte über den Umgang mit Miegels NS-Vergangenheit ausgesprochen und sich damit ebenfalls hinter Uebels Vorstoß gestellt. Die Agnes-Miegel-Gesellschaft hatte dem entgegengehalten, eine Aufarbeitung des in Rede stehenden Kapitels in Miegels Biografie habe es bereits gegeben, und mehrere Wissenschaftler halten die Balladen-Dichterin für Das Agnes-Miegel-Denkmal. rehabilitiert.

Schaumburger Nachrichten vom 24.04.2013