Die Stadt als Marke: Experten empfehlen Initialzündung für das Stadtmarketing / Abschied vom Kurstadt-Image

(tes). Die Stadt als lebenswerter Wohn- und Nahversorgungsstandort mit erhöhter Wertschöpfung als überregional bekannter Erholungsort für Kultur-, Tages und Gesundheitstouristen: Diese Ausrichtung für Stadtmarketing ist während der Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins in einer „Zukunftswerkstatt“ von zwei Experten propagiert gestellt worden.
Wolfgang Jarnot (Stadtumbau) und Manfred Gutzmer (Stattwerke Consult) betreuen seit sechs Jahren die Gewerbeentwicklung in fünf Stadtteilen von Hannover und wagten einen fachkundigen Blick von außen auf Stärken und Schwächen der Kurstadt. Als wesentliche Imagegrundlage sahen die Experten den Namen Bad Nenndorf und den Kurbetrieb.
Bad Nenndorf punkte als Eingangstor ins Weserbergland, mit Natur, guter Verkehrsanbindung zum Großraum Hannover und zahlreichen Veranstaltungen. Negativ schlagen der Investitionsstau durch rückläufige Gästezahlen und der Leerstand beim Einzelhandel in der Fußgängerzone zu Buche.
Die Zukunftswerkstatt sei ein erster Schritt, Bad Nenndorf als Marke zu etablieren, Stärken zu stärken, weg vom „verstaubten“ Kurstadtimage, erklärte Gutzmer. „Bad Nenndorf hat viel Potenzial“, ist Bürgermeisterin Gudrun Olk überzeugt. Bisher standen bei der Stadtentwicklung bauliche Veränderungen im Vordergrund. Jetzt gelte es, den sozialen Bereich voranzubringen und im Bürger die Einstellung zu wecken, „das ist meine Stadt“, betonte sie.
„Das Wir-Gefühl fehlt uns noch“, sah der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Bernd Hothan Handlungsbedarf. Identität schaffen, Jung und Alt verbinden und eine Marke als Kur- und Gesundheitsstadt etablieren: Gutzmer riet, den Spagat zu wagen und das verstaubte Image mit etwas Neuem, Dynamischen aufzupolieren.
Wichtig sei, auf dem Weg zum neuen Stadtimage Bürger, Eigentümer, Gewerbetreibende und große Akteure wie das Möbelhaus und die Kliniken einzubinden und Anstöße zu geben, vorhandene Potenziale zu nutzen. Keine leichte Aufgabe, wie sich in der Vergangenheit gezeigt habe, meinte Friedrich Varwig: „Wir haben einen Stapel Gutachten.“
Das Problem sei, bei der Stange zu bleiben und einen Konsens zu finden. Ohne Moderation und fachkundige Begleitung geht nichts, so Jarnot. Dem stimmte die Bürgermeisterin zu: „Es braucht jemanden, der Überzeugungsarbeit leistet.“ Der Chef der Bad Nenndorfer SPD, Volker Busse, sah die Veranstaltung als Initialzündung, um nach der Wahl tiefer in das Thema einzusteigen.
Die Empfehlung der Experten lautet: Alle Interessengruppen und Parteien an einen Tisch bringen, gemeinsam ein Konzept entwickeln und Nachhaltigkeit schaffen. „Wir sind bereits mittendrin im Imagewandel“, begrüßte Stadtdirektor Bernd Reese, das Projekt als gute Ergänzung zur Stadtsanierung: „Der Weg ist gangbar, aber man braucht einen langen Atem.“

sn-online.de vom 22.01.13