Und noch ein Paukenschlag: Stadtdirektor und Samtgemeindebürgermeister Bernd Reese ist aus der SPD ausgetreten. Entsprechende Gerüchte bestätigen die Vorsitzenden des Samtgemeinde- und des Stadtverbands der SPD, Udo Husmann und Volker Busse.

Reese habe seine Entscheidung mit „Anfeindungen“ begründet, die er nicht mehr zu ertragen bereit ist. Persönlich war Reese am Montag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Sowohl Busse als auch Husmann waren überrascht von dem Schritt, den Reese unmittelbar vor einer geplanten Vorstandssitzung vollzogen hat. Wenige Minuten vor der Zusammenkunft traf die entsprechende E-Mail bei Husmann und Busse ein. Der Samtgemeindeverbands-Chef hatte nur zufällig noch in seinen E-Mail-Account geschaut. Der Versuch, Reese daraufhin telefonisch zu erreichen, sei gescheitert. Auch auf eine spätere E-Mail Husmanns habe der Verwaltungschef nicht reagiert.

Busse sieht in dem zeitlichen Zusammenhang zu der Sitzung, bei der die Bewerbungen Sigmar Sandmanns und Bernd Hothans für die Samtgemeindebürgermeister-Kandidatur abgesegnet werden sollten, einen Hinweis auf den möglichen Grund für den Austritt. Reese habe befürchtet, dass er von der SPD nicht erneut als Kandidat aufgestellt wird. „Die Stimmungslage war auch durchaus so, dass das hätte eintreffen können“, so Busse. Im Juni soll eine Mitgliederversammlung die Kandidatenfrage klären.

Reese hatte nach Worten Husmanns zunächst mündlich erklärt, sich ebenfalls für die Kandidatur bewerben zu wollen. Eine schriftliche Bewerbung lag aber nicht vor. „Das hätte aber auch später noch kommen können“, so Husmann, der versichert, Reese hätte gleichberechtigt ins Rennen gehen können. Wegen seines Amtsbonus hätte der Verwaltungschef in den Augen des Samtgemeindeverbands-Vorsitzenden auch Chancen auf Erfolg gehabt.

Husmann bedauert den Vorgang nicht nur der Form wegen, sondern auch inhaltlich. Er hätte sich eine genauere Begründung gewünscht. Jetzt könne nur spekuliert werden, was Reese im Detail veranlasst hat, die Partei zu verlassen. Dass die Kandidatenfrage ausschlaggebend war, ist in Husmanns Augen spekulativ. Klar sei aber gewesen, dass Reese nicht als Parteimitglied gegen einen SPD-Kandidaten Sandmann oder Hothan hätte antreten dürfen. Dann wäre Reese zum Austritt gezwungen gewesen, um selbst anzutreten. Dasselbe hätte aber auch für Hothan und Sandmann gegolten, wenn Reese das SPD-Ticket erhalten hätte.

Ob Reese nun als parteiloser Kandidat bei der für Juni 2014 terminierten Wahl des Samtgemeindebürgermeisters ins Rennen geht, war gestern ebenfalls nicht zu klären. Busse und Husmann mochten keine Prognose abgeben. Reese, der einst Mitglied der Wählergemeinschaft war, könnte sich auch die Unterstützung eines anderen Lagers sichern. gus

sn-online.de vom 04.03.2013