Jeder Vierte in Deutschland fremdenfeindlich
Gut neun Prozent der in Deutschland lebenden Menschen haben ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“, meint Ralf Melzer von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Er stellte am Donnerstagabend im Bad Nenndorfer Mehrgenerationenhaus die FES-Studie „Die Mitte im Umbruch“ den rund 50 Anwesenden vor. Unter den Zuhörern waren vor allem Mitglieder vom Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“, aber auch Samtgemeindebürgermeister Bernd Resse sowie Mitglieder der Feuerwehr waren zugegen. Jugendliche und junge Erwachsene fehlten jedoch gänzlich.
(on). Kern der Studie sind 18 Fragen, die insgesamt von 2500 Personen beantwortet wurden. Sie befassen sich mit der Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und der Verharmlosung des Nationalsozialismus. Je nach der ausgewählten Antwort, erhielt der Befragte einen bis fünf Punkte, so konnten mindestens 18, maximal 90 Punkte erreicht werden. Ab 63 Punkten, im Durschnitt 3,5 Punkte pro Frage, so die Festlegung der Studienerheber, gilt ein Befragter als rechtsextrem. Ein geradezu „gruseliges Ergebnis“ sei, sagte Udo Husmann vom Bündnis Bad Nenndorf, dass rund 25 Prozent der Menschen in Deutschland fremdenfeindlich sind Besonders auffällig sei die Entwicklung im Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland.
Lag eine rechtsextreme Grundhaltung bis zum Jahr 2006 in Westdeutschland noch bei 9,1 Prozent der Bevölkerung vor, sankt sie bis zum Jahr 2012 auf 7,3 Prozent. In Ostdeutschland hingegen stiegen die Zahlen im gleichen Zeitraum von 6,6 Prozent auf 15,8 Prozent an. Des Pudels Kern liege nach Melzer unter anderem auch im demografischen Wandel. Auf Nachfrage von Martin Burgdorf, ein Beobachter der Situation in Bad Nenndorf vom Verein „Miteinander“ – einem Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit aus Sachsen-Anhalt – erklärte Melzer, dass gerade in abwanderungsstarken Gegenden in Ostdeutschland Rechtsextremismus vermehrt auftrete. Besonders bei Menschen aus Ostdeutschland im Alter von 14 bis 30 Jahren, ohne Hochschulzugangsberechtigung und die schon mehrfach arbeitslos waren, träten rechtsextreme Grundhaltung verstärkt auf. Die Fremdenfeindlichkeit in dieser Altersgruppe liege sogar bei 38,5 Prozent.
In Westdeutschland hingegen zeigten vornehmlich Menschen über 60 Jahre rechtsextreme Grundhaltungen auf, die sich besonders im Bereich der Fremdenfeindlichkeit und des Chauvinismus zeigen.
sn-online.de vom 19.07.2013