Antifaschistische Initiative meldet zusätzliche Protestdemonstration an / Aktivierungskonferenz in Hannover

(tes) Wie kann der alljährliche Neonaziaufmarsch verhindert werden? Diese Frage eint Nenndorfer Bürger und die Initiative „Kein Naziaufmarsch in Bad Nenndorf“ beim Treffen im Hotel Berlin. Die antifaschistische Initiative ist ein Zusammenschluss von Gruppen und Parteien, der zusätzlich zur Gegendemonstration von „Bad Nenndorf ist bunt“ eine Gegendemonstration für den 4. August angemeldet hat – Start ist am Gymnasium, wo 2011 unter anderem der Protest der Grünen-Jugend durch die Polizei aufgehalten wurde.

„Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu ,Bad Nenndorf ist bunt‘, sondern als Ergänzung“, warb die Sprecherin der Initiative für eine Zusammenarbeit von lokalen und überregionalen Kräften und kündigte eine „überlandesweite“ Mobilisierung an.

Die Initiative sei 2011 infolge der Gegenaktionen entstanden, der Protest in unkoordinierten kleinen Gruppen reiche nicht aus. „Radikale“ und bürgerliche Gruppen sollten zusammenarbeiten, forderte die Sprecherin. Unterschiede gibt es bei der Wahl der Mittel. Die Strategie der Antifaschistischen lautet dieses Jahr „Massenmobilisierung“. Eine „Massenblockade“ des „Trauermarsches“ wird nicht ausgeschlossen – auch wenn eine Auseinandersetzung mit der Polizei zu erwarten sei.

Schon die Bezeichnung „radikal“ stieß bei den Bad Nenndorfern auf wenig Gegenliebe. „Da sehen die Bürger sofort brennende Autos“, warnte der Bad Nenndorfer Lutz Oltrogge. Zwar war es einer Gruppe von „Bad Nenndorf ist bunt“ 2010 es gelungen, sich auf die Aufmarschstrecke zu setzen. Geglückt sei dies, weil andere Nazigegner sich an eine „Pyramide“ gekettet auf der Bahnhofsstraße platzierten und die Polizei völlig „baff“ gewesen sei, berichtete Sigrid Bade: „Ein Coup, der in Bad Nenndorf hohe Anerkennung gefunden hat.“ Es sei jedoch nicht zu erwarten, „dass wir uns vor 700 Nazis werfen“, setzt die couragierte Bad Nenndorferin erneut auf private Feiern entlang der Aufmarschstrecke. „Man lernt aus Erfahrung“, kündigte Lutz Oltrogge an, er werde wieder ein Straßenfest auf seinem Grundstück anmelden: „Dann geht das Drama los. Ich muss belegen, dass von meiner Veranstaltung kein Gewaltpotenzial ausgeht.“

Eine andere Nenndorferin machte ihrem Unmut Luft, dass die Nazis ihre Reden am Wincklerbad schwingen können und die protestierenden Bürger von der Polizei vertrieben werden. „Das verstehe ich nicht.“ „Wir müssen den Druck auf das Innenministerium erhöhen, dass die Nazis ihre Auflagen strenger einhalten müssen“, erklärte Olaf Buschmann (Die Linke). „Unser Weg ist, diese Verstöße zu dokumentieren“, regte Bade an, beim Besuch von Innenminister Uwe Schünemann am 7. Mai diese Frage zu thematisieren.

sn-online.de vom 20.03.12