Das war neu: Nachdem sich der frühere Niedersächsische Innenminister, Uwe Schünemann, nie zur Gegendemonstration nach Bad Nenndorf begeben hatte, trat dessen Nachfolger, Boris Pistorius, gleich bei der ersten Gelegenheit dort auf. Er betonte, er könne gar nicht fehlen, wenn so viele Menschen gegen Rechts auf die Straße gehen.

Bereits zuvor hatte Bürgermeisterin Gudrun Olk eine Spitze in Richtung Pistorius’ Vorgänger ausgeteilt. „Ich finde es toll, dass Herr Pistorius den Schneid hat, nach Bad Nenndorf zu kommen“, betonte Olk und erntete beinahe so viel Applaus wie der Minister später bei seiner Rede.

Der SPD-Politiker strich heraus, dass die Bad Nenndorfer bei aller Ernsthaftigkeit, die das Thema verdiene, auch mit Kreativität und Humor gegen die Neonazis demonstrieren. Dies sei etwas, was dem rechtsextremen Lager „komplett abgeht“. Demokratie könne gerade an solchen Tagen ihre Stärke zeigen, an denen Neonazis „ihren Unfug verbreiten“.

Nach fast 70 Jahren, so Pistorius, hätten es die Nazis noch nicht begriffen, dass ihre Zeit vorbei ist. .Und der Applaus erreichte den Höhepunkt, als der Innenminister dies bescheinigte: „Nicht Bad Nenndorf hat ein Problem mit den Nazis, sondern die Nazis mit Bad Nenndorf.“

sn-online.de vom 03.08.2013